Juli 2021
Ich habe immer deutlicher das Gefühl, ich sollte langsam den Kauf einer neuen Flöte realisieren. Der Klang meiner Yamaha Schülerflöte macht mich zunehmend unzufriedener. Er ist nie so wie ich ihn mir vorstelle.
Ich bin Anfängerin im Flötenspiel, ein flute-rookie, also liegt der Klang möglicherweise an meinem Ansatz oder an der Lippenspannung. Die Flötenlehrerin kann es bei mir auch nicht so gut einschätzen. Natürlich hoffe ich inständig, das die alte Flöte meiner Tochter Schuld an den rostigen Tönen ist und es nicht an mir selbst liegt.
Ich frage wann sie Zeit hätte um mit mir als Beraterin in ein Flötengeschäft zu gehen. Sie hat vor einiger Zeit signalisiert, das sie das sogar gerne machen würde. Dann würde ich einen Termin im Geschäft vereinbaren. Ich habe mir zwei in München ausgesucht und, als Dessert sozusagen, noch Flutissimo. In den beiden Flötenläden möchte ich sie auf jeden Fall dabei haben, damit sie mir helfen kann auf wichtige Dinge oder Merkmale zu achten. Die ich ja zum jetzigen Zeitpunkt nicht mal erahnen kann. Dann wäre ich bei der Flutissimo-option schon erfahren genug und käme beim Testen alleine zurecht.
Das ist ein ziemlich guter Plan wie ich finde.
Im Unterricht soll ich nun immer öfter auch die obere Oktave anspielen. Nachdem ich ja endlich das hohe „D“ richtig erlernt habe, gibt es keine Ausrede mehr mich da hoch zu üben. Das klappt häufig nicht so gut. Nicht nur wegen dem Fingersatz; der Wechsel vom „C“ zum „D“ und das ganze wieder zurück stockt weiterhin etwas. Auch die Änderung der Lippenöffnung ist nicht immer klar. Wenn ich oben beginnen soll, geht es gar nicht. Es ist leichter für mich von unten nach oben zu starten.
Einen tollen Vorteil habe ich bei dieser Gelegenheit für mein Klavierspiel entdeckt. Da ich mich mit den hohen Noten nun außerhalb der Notenlinien bewege, sind sie mir viel vertrauter und ich kann sie immer besser und schneller erkennen. Das freut mich sehr.
Es gab ein wunderschönes Treffen mit einer Freundin. Sie hatte sich vor geraumer Zeit als ehemalige Flötistin geoutet. Sie spielt/e auf einer Muramatsu. Die Flöte ist vom Alter und dem wenig gespielt werden schon ziemlich angelaufen. Trotzdem hat sie aber immer noch einen sehr schönen und weichen Klang.
Wir haben einen Nachmittag lang an meinem Lieblingsplatz, der Bank an dem kleinen Bach, gemeinsam musiziert. Ich habe ihr vorab mein Notenheft geliehen, damit sie sich mit den Stücken vertraut machen kann. War aber gar nicht notwendig, denn sie konnte sie ohne Probleme lesen und mich sicher begleiten.
Wir haben die kleinen Übungen zuerst zusammen gespielt und dann jede ihre eigene Stimme. Die unteren kann ich noch selten spielen. Das tiefe „C“ ist viel zu schwer und wenn aus versehen doch mal, dann nur mit viel Zufall zum Erklingen zu bringen.
Wir hatten eine ganze Weile einen Zuhörer, einen sehr alten Herren. Er hat gefragt ob er auf der kleinen Bank sitzen darf. Er tat sehr bescheiden, weil wir uns mit den einfachen Anfängerstücken schon etwas geniert hatten. Irgendwann hat er dann gestanden, das er als junger Mensch auf dem Konservatorium war und einige Semester Klavier studiert hatte, bevor er dann doch lieber Physiker wurde.
Beim Abschied hat er uns noch seinen Namen verraten und das der alte Apfelbaum unter dem die kleine Bank steht, vor ziemlich genau 50 Jahren als junger Setzling von ihm selbst aus seinem Garten hierher verpflanzt wurde. Das war eine sehr schöne und herzbewegende Begegnung.
Nach dem Nachmittag war mir ganz schwindelig vor Freude. Bin immer nie so sicher ob es am Glück Flöte zu spielen liegt oder an dem vielen und tiefen Atmen.
In dem Bhagavata Purana, der Quintessenz aus dem Buch der vedischen Philosphie, Kunst und Geschichte steht etwas Schönes über die Flöte geschrieben: „Wenn Krishna Flöte spielt, ist die ganz Welt beseelt von Liebe. Die Ströme halten an, die Steine leuchten, die Lotusblumen erschauern, Gazellen, Kühe und Vögel geraten in Verzückung. Dämonen und Asketen sind bezaubert.“