Januar 2021
Jetzt, wo wieder das ganze Leben herunterfährt, tauchen viele verrückte Gedanken auf. Sollte ich mir eine neue, oder eine gebrauchte, höherwertige Flöte kaufen? Ich sympathisiere sehr mit einer Flöte die Ringklappen hat. Je länger ich aber auf einer Flöte mit geschlossenen Klappen spiele, umso schwerer wird es mir vermutlich fallen, mich auf eine mit offenen Klappen umzustellen. Ich hätte zudem gern eine mit einem Silberkopf.
Ich besuchte vor dem Lockdown zwei Musikgeschäfte in München und schaue mir die Flöten in der Vitrine an. Herrlich, wie sie glänzen und funkeln.
Nehme mir Kataloge mit, die ich mit großer Hingabe abends im Bett studiere. Namen werden mir vertraut wie Jupiter, Pearl, Miyazawa, Vento, Brannen Brothers, Tomasi, Muramatsu, Bulgheroni, TrevorJones, Powell, Altus oder Sankyo. Vergleiche die Informationen aus den Katalogen, weiß aber gleichzeitig, daß das rein gar nichts bringt. Jeder Flötenspieler kann nur mit dem Instrument in der Hand selbst erkennen, ob es geeignet für ihn ist und ob er damit zurecht kommt.
Und ein Anfänger ist technisch nicht wirklich fähig alles aus einer sehr hochwertigen Flöte herauszuholen.
In einem der Geschäfte haben sie mir geraten mit einem Kauf zu warten, bis ich das tiefe „C“ gelernt hätte. Dann wäre ich in der Lage ein Instrument beim Austesten besser spielen zu können.
Führte ein sehr interessantes und überraschend langes Gespräch mit dem Generalvertreter von Miyazawa Deutschland. Ich rief kurz nach 18 Uhr bei der Firma an, um zu fragen ob sie mir einen Flötenkatalog zusenden würden. Er hatte Zeit und Lust mit einem „flute-rookie“ wie mir zu reden. Das wurde ein sehr informatives und tolles Gespräch. Man hat gut merken können, wie begeistert er von seinem Instrument ist. Ich wollte danach wirklich genau eine Flöte von dieser Marke haben.
Dann gibt es noch einen Flötenbauer aus Österreich, Tomasi, der gegen die japanische Dominanz mit einen ganz eigenen Konzept antritt. Das imponiert mir, und eines der Geschäfte hätte auch welche zum Testen.
Tummle mich nun in mehreren Flötenforen herum, auch in einem englischsprachigen, und lese was andere Flötisten so beschäftigt. Insgesamt kann man sagen, die Flötisten sind etwas ruhiger als die Pianisten. Die sich in dem Klavierforum, in dem ich mich vor zwei Jahren angemeldet habe, gelegentlich heißblütige Kleinkriege liefern.
Das heißt, man wird dort eher freundlicher aufgenommen und angesprochen, aber es ist halt nicht ganz so lebendig.
Dort habe ich auch den Tipp bekommen, zu „Flutissimo“ zu fahren. Der Laden ist in St. Augustin, das liegt zwischen Köln und Düsseldorf. Die hätten eine super Beratung und hierzulande die größte Auswahl an gebrauchten und neuen Instrumenten. Das schöne dort ist, sie haben sehr viele überholte hochwertige Instrumente, die man in dieser Menge sonst nirgends finden würde. Ich spiele sehr mit dem Gedanken dorthin zu fahren und mich umzusehen.
Übe nun viel in der Wohnung und das macht mir von Woche zu Woche weniger aus. Meine sehr liebenswürdige, über 90-jährige Vermieterin sagt auf meine Warnung, das es lauter werden könnte, und schräge und schrille Töne zu vernehmen werden: „Auf dem Friedhof wird es am Ende ruhig genug sein. Spielen und üben Sie! Solange ich lebe, freue ich mich über Geräusche“. Ist das nicht eine wunderbare Ermunterung?
Habe mir, wahrscheinlich aus Langweile, ein bisschen Equipment für die Flöte zugelegt. Die neue Notenschulen habe ich schon erwähnt. Dann noch ein Buch über Tonleitern, das ist allerdings für mich noch nicht spielbar, da steige ich mit meinen 8 bis 10 Tönen noch nicht durch. Ein weiteres Notenheft mit einer CD zum Play-along. Ist auch noch zu früh, kann zu wenig Noten.
Habe neue Gaze zum Trocken der Flöte gekauft und Puderpapier, weil die G-Klappe immer wieder schmatzt. Dazu habe ich mir im Tabakgeschäft Zigarettenpapier fürs Selberdrehen besorgt. Ich habe gelernt, das es dafür ganz dünne Papiere gibt aber auch dickere. Habe mir das dickste gekauft. Sauge damit die Feuchtigkeit auf, die aus den Klappenlöchern rauskommen kann, wenn man lange geübt hat.
Und, als Highlight, tadam, einen Notenständer mit einem extra Ablagefach. In diesem kann man sehr gut die Flöte verstauen wenn man sie kurz aus der Hand legen möchte.
Denn es empfiehlt sich nicht, sie während einer Übepause auf die Klavierbank abzulegen, weil man sich versehentlich drauf setzen kann. Wie es mir einmal beinahe passiert wäre! Oder von der sie aus Unachtsamkeit runter aufs Parkett fallen kann, wie es mir leider dann doch einmal passiert ist!!
Ohhh. Das Geräusch dabei war sehr hässlich, ich mußte den Sturz auch noch beobachten!!!
Übe so vor mich hin, draußen ist es zu kalt. Es ist mir nie zuviel. Wenn ich gestresst bin, bekomme ich keinen gescheiten Ansatz hin und lasse es dann ganz bleiben. Ich muß ja nichts forcieren.
Ich habe was Schönes von Wassily Kandinsky, dem Maler, gelesen: In der Musik wird die Farbe Hellblau durch die Flöte repräsentiert.