Februar 2021
Um meine Verrücktheiten zu krönen, wurden weitere L.I.P.s vorgenommen. (Lockdown insanity preventions). Den Ausdruck habe ich mir von Emily Beynon (Erste Flöte aus dem Royal Concertgebouw Orchester, Amsterdam) geklaut. Kaufte einen verstellbaren Ständer, an dem man ein Handy, Kamera, Tablet oder ähnliches gut befestigen kann. Ein Ringlicht zum Ausleuchten und ein Interface mit einer DAW. Ein angesagtes Verbindungskabel, ein Mikrofonständer plus ein externes Kleinkondensator Mikrophon mit dem man angeblich Flötentöne besser aufnehmen kann.
Eine weitere Maßnahme, um im Lockdown nicht komplett wahnsinnig zu werden, war die Teilnahme an einem Webinar. Das Thema ging um Home-recording. Es ist so, das neben meinen noch sehr unvollkommenen Flötenkenntnissen auch die Qualität einer Aufnahme mit dem Handy kein großer Genuss ist. Dachte mir, lass mal hören was ein Profi dazu sagt. Habe vor dem Computer mit einer Tasse Tee in der Hand dem Moderator zugehört. Mein Mann so schräg von der Seite auch. Er ist im realen Leben Softwareentwickler mit einem großem technischen Interesse. Ja. Und nun besitze ich all diese schicken Geräte, ein Kabel und das Mikrophon.
Damit kann ich mich und und meine musikalischen Versuche aufnehmen und sie beispielsweise bei Instagram auf meinem Flötenaccount hochladen. Mr. Soundingenieur wird sie vorher abmischen, ausgleichen und aufmotzen und was ihm sonst noch so einfällt.
Ich habe einen, zwei, drei, vier Instagram Accounts in denen ich gelegentlich etwas aus meinem Leben poste.
Klar muß als allererstes sein, das dieses Medium ein gigantischer Zeiträuber ist. In Instagram tummelt sich eine völlig durchgeknallte Mischung aus Inhalten wie man sich es kaum vorstellen kann.
Ich finde es ziemlich verrückt. Bin aber gleichzeitig beeindruckt, wie viel Aufwand und Zeit manche Menschen investieren um ihre Interessensgebiete mit anderen zu teilen. Manchmal hat man doch ein wenig seltsame Leidenschaften, aber unter Garantie findest du auf dieser Plattform einen Gleichgesinnten. Man verbrüdert sich, tauscht sich aus, bekommt Resonanz oder Zuspruch. Voila, man ist und fühlt nicht mehr so alleine.
Ich habe von einigen gelesen, das dieses Medium für viele Instagrammer während des Lockdowns eine Art Ventil war, um „raus“ zu gehen. Um Kontakt nach außen, bspw. in andere Länder zu knüpfen.
In vielen Ländern hatte es so harte Ausgangssperre gegeben, die wir in Deutschland gar nicht kennenlernen mußten. Für diese Leute war es eine willkommene Flucht aus den eigenen vier Wänden.
Dozenten haben sich kreativ ausgetobt, um Kontakte zu pflegen oder Tipps an die Studenten weiterzugeben, Schüler haben sich aufgenommen und mutig die Videos ins Netz geschickt. So wie ich.
Habe als Flute-Rookie ein paar Stücke aufgenommen und völlig schambefreit gepostet.
Bekam diesen Tipp von einem Berufsflötisten aus Cleveland oder Ohio vorgeschlagen. Der Instagram Account mag sich auf diese Weise à la longue wie eine Art Tagebuch erweisen. Man kann seine Fortschritte oder auch den Stillstand dokumentieren.
Ehrlich. Niemand auf dieser Erde hat geglaubt, das 2020 so ein schwieriges und merkwürdiges Jahr werden wird.
Und ich hätte im Traum nicht daran gedacht nun auch Flötenunterricht zu nehmen. Erstaunlich, was im Leben alles passieren kann. Wenn man nur ein wenig offen und neugierig bleibt.