April 2021
Ein ganzer Monat ohne einen weiteren Sonntagmorgenspaziergang zum Hexenbaum. Entweder ist das Wetter nicht passend, es regnet oft und windet. Oder es fallen die Tage für den Arbeitszeitausgleich wegen dem großen Personalmangel in der Pflege zum Opfer. Die freien Tage werden gestrichen.
Die Flöte zickt gelegentlich. Das „F“ oder das „Fis“ kommt hauchiger daher als alle anderen Töne. Ich muß bedeutend kräftiger und forcierter hineinblasen um das zu kompensieren.
Der Flötenunterricht ist nun endlich wieder erlaubt; das ist wunderbar. Ich schlage meiner Lehrerin vor, unseren Unterricht in ihrem Garten abzuhalten. Sie lehnt das ab, die Nachbarn sollen nicht gestört werden. Und sie selber sagt, sie fühlt sich etwas schüchtern und unwohl beim Open-air spielen. Ich kann das kaum glauben, da sie ja im Gegensatz zu mir, wirklich gut spielen kann. Selbst das rauf und runter von Tonleitern würde sich bei ihr hübsch anhören.
Wir stehen nun diagonal verteilt in ihrem Wohnzimmer, ich schau in Richtung Süden, sie in Richtung Norden. Beide Fußstücke der Flöte weisen in die entgegengesetzte Richtung. Die Unterrichtseinheit wird von einer halben Stunde auf eine dreiviertel Stunde verlängert. Die Zeit verfliegt immer so schnell und die Zeit war mir oft zu kurz.
Bei Beginn versuchen wir uns über den Ton „A“ einzustimmen. Ich zieh das Kopfstück ein wenig heraus, sie schiebt es etwas hinein bis es sich gleich anhört.
Mein Gehör ist nicht so gut ausgebildet, ich brauche immer länger um die Gleichheit besser einzuschätzen.
Tja, und das „D“ habe ich doch falsch spielen gelernt. Ich habe mit dem Fingersatz das tiefe „D“ gespielt, dabei überblasen und nicht gemerkt oder vergessen, daß das hohe D einen weiteren Finger losgelöst haben möchte. In diesem Fall den Zeigefinger. Gut das es Lehrer für einen flute rookie gibt.
Meine Dozentin spielt auf einer Querflöte von Sankyo. Ihr Instrument besteht aus Vollsilber und hat einen warmen Klang in den tiefen Tönen. Sie bläst sie sehr weich an, ohne Ecken oder schrille Ausreißer. Das hört sich wunderschön an.
Wenn ich ihr vorspiele, zählt sie für mich ein oder mit mir mit. Auch sie wird nun mit meinem unberechenbaren Rhythmusgefühl konfrontiert. Ach Gott. Aber bei den leichten Stücken, die wir bisher üben, fällt es mir noch nicht so schwer. Ich lasse es mir von ihr vorspielen und bin in der Lage es häufig auditiv richtig zu imitieren. Möglich das es mit zunehmenden Kenntnissen schwieriger wird, aber bis jetzt kann ich auf der Flöte leichter die richtigen Tondauern beachten.
Ich entdecke Ian Anderson von Jethro Tull neu. Ich mochte die Band in meiner Jugend nicht so gerne, ich fand er hat so etwas von einem Waldschrat gehabt. Aber dieses besondere Hineinblasen von ihm, das sich immer etwas dreckig anhört, finde ich jetzt toll. Ich mache ein phantastisches Video auf Youtube ausfindig. Es ist schon einige Jahre alt. Er spielte von England aus eine Bourée von Bach zeitgleich mit einer Astronautin auf der ISS zum 50. Jubiläum von Juri Gagarin, dem erste Mensch im Weltall.
Das gefällt mir sehr gut. Und ich will das Stück spielen können. Auf dem Klavier kann ich mit der rechten Hand die Melodie schon spielen. Allerdings fällt mir das Improvisieren schwer und dieses "beatboxing" und Fluttern kann ich schon gleich gar nicht. Vielleicht lerne ich es deshalb für den Anfang erst mal nur „schön“ zu spielen.
Okay, aber ich muß zugeben, „Locomotive breath“ war damals schon ein cooler Song.