Mai 2021
Ich habe einen E-mail Kontakt zu Flutissimo geknüpft. Das ist ein sehr großes Flötengeschäft in Mitteldeutschland. Es gibt die Möglichkeit in München einen lokalen Mitarbeiter zu kontaktieren um einen Termin zum Flötenanspielen zu vereinbaren. Man setzt sich eine finanzielle Schmerzgrenze und äußert seine Wünsche zur Ausführung. Die Firma sucht neue, neuwertige und überholte gebrauchte Modelle aus, die man in einem entspannten Umfeld und ohne Zeitdruck austesten kann.
Ich möchte mir eine Querflöte kaufen! Also, sie muß kein neues Instrument sein. Aber sie sollte Ringklappen besitzen und einen Silberkopf. Die Marke und die Modellausführung ist mir dagegen ziemlich egal. Von der Idee her finde ich die Miyazawa Ausführungen ganz toll. Das liegt bestimmt an dem ausführlichen Gespräch mit dem Repräsentanten der Firma, das ich vor Monaten geführt hatte.
Ganz sicher aber ist, das man sich nur für eine entscheiden kann, wenn man sie anspielt. Jede Flöte hat unterschiedliche geformte Mundöffnungen in unterschiedlichen Größen, andere Anblaswinkel, verschiedene Brückenausführungen an denen sich die Klappen anordnen. Die Finger und die Lippen müßen und sollten sich ohne Rücksicht auf den Herstellernamen entscheiden können.
Ein kleines Problem habe ich, weil ich noch nicht so viele Noten spielen kann. Dadurch bin ich als Anfänger nicht in der Lage eine höherwertige Flöte vollständig auszuprobieren. Das macht mir jetzt schon ein bisschen Sorgen, sollte ich das Projekt aktiver angehen wollen.
Es wird empfohlen die/den LehrerIn mitzunehmen. Sie, er kennt den Schüler, kann durch eigene Erfahrungen auch noch ein paar Hinweise geben. Hab meine Lehrerin gefragt, sie wäre prinzipiell bereit mich zu begleiten. Es gibt in München vier Geschäfte, die für mich in Frage kommen und dann noch die Flutissimo-Option.
Aufregende Aussichten.
Zur Zeit finde ich wenig Gelegenheit draußen zu üben. Es regnet häufig. Regnet es mal nicht, habe ich keine Zeit. Das ist ein bisschen schade.
Wenn ich im Bekannten-, Freundes- und Familienkreis erzähle, das ich mit dem Flötenspiel angefangen habe, bekomme ich viele unterschiedliche Reaktionen. Manch einer zeigt mir einen Vogel. „Bist du denn mit dem Klavierspiellernen noch nicht ausgelastet genug?“, „Hast du soviel Zeit, soviel Langweile, das du dir einen neuen Zeitvertreib anschaffen mußtest?“, „Oh Gott! Ich halte das nervige Geflöte nie aus." "Bist du ein bisschen wahnsinnig geworden?“, ….?
In der ganzen Lockdownphase mit den Öffnungen und dem wieder Schließen konnte ich mich immer ein bisschen rausreden: Es ist ja aus zeitlichen und finanziellen Erwägungen heraus nur ungefähr eine Unterrichtstunde im Monat,... die verschiedenen Lockdowns haben mehr gar nicht zugelassen,... die Flöte lag halt so unbeschäftigt rum,... keine Ahnung warum es mir leicht fällt,... mochte schon immer gerne den Klang,... ... ... ... !
Ein weiterer Punkt gibt mir zu denken. Das Klavierspielenlernen von dem ich so heftig all die Jahre geträumt habe, fällt mir unendlich schwer. Ich blockiere mich beim Erlernen selbst, setze mich unter Druck, verliere ständig die Nerven und bleibe ganz und gar nicht cool. Sicherlich war es keine besonders gute Idee von mir, damit an einer Jazzschule anzufangen. Aber manchmal bin ich ein bisschen uneinsichtig und ganz bestimmt hätte ich es mir vor drei Jahren von keiner Menschenseele ausreden lassen.
Flöte kann ich bis jetzt natürlich genauso wenig gescheid spielen, bin rhythmisch ungenau und verspiele mich häufig. Aber bin für meine Verhältnisse fast lässig beim Fehlermachen und Neuem erlernen. Kann diesen unfertigen Zustand locker annehmen und er fühlt sich nicht unvertraut an. Spüre in mir die tiefe innere Zuversicht, wenn ich es heute noch nicht kann, lerne ich es halt morgen. Möglicherweise habe ich in einem vergangenen Leben schon mal Flöte spielen können.
Vielleicht liegts auch dran, das ich nun im Erlernen eines Instrumentes Erfahrung habe und weiß was ich mir zumuten kann oder darf. Weiß wie schwierig es ist oder sein kann. Und bin jetzt in der komfortablen Lage während dem Lernprozess mit der Flöte etwas geduldiger zu mir zu sein. Diese zwei Gegensätze erstaunen mich und ich frage mich immer wieder mal wie ich dieses Mißverhältnis ausgleichen könnte.
Ich bin ein großer Freund von Aristoteles Gedanken und Anregungen. Im Sinne des ethischen Gleichgewichts sollte ich die richtige Mitte beim Erlernen einer neuen Sache für mich finden. Bloß wie?
Zugleich hat Aristoteles ein paar schöne Gedanken zur Flöte veröffentlicht. Folgendes nachzulesen in den Problemata XIX 43: „Man lauscht einem Lied zur Flöte mit größerem Entzücken als dem zur Lyra. Denn die Töne der menschlichen Stimme und der Flöte verschmelzen durch ihre Beziehung und Verwandschaft gut miteinander, da beide vom Hauch beseelt sind.“