September 2021
In der ersten Unterrichtstunde wird die neue Flöte auf Herz und Nieren von meiner Lehrerin getestet. Ihr gefällt der warme Klang (darauf hätte ich wetten können), und sie ist von der leichtgängigen Mechanik überrascht. (Wie viel beeindruckter wäre sie wohl von der Miyazawa gewesen, die ja fast durch Gedankenkraft schon alleine gespielt hat?). Die Ansprache ist bei jeder Flöte anders, und sie mußte ein paar Mal neu ansetzen. Die Flötenbauer von Altus, und im übrigen auch von Azumi, folgen mit dem S-Cut beim Mundloch einer ganz eigenen Philosophie.
Auf jeden Fall starten wir das neue Schuljahr mit meiner neuen Flöte, mit viel Engagement und dem Vorsatz die erste Notenschule von Wächter und Weinzierl endlich zu beenden. Und mit der großen Hoffnung keinen weiteren Lockdown erdulden müssen.
Ich habe über die Ferien öfter den Wechsel in die obere Oktave geübt. Es fällt mir etwas leichter ein Stück komplett in der oberen Lage zu spielen. Als isolierte Übung klappt das ganz gut. Erst zum Eingewöhnen unten und dann die obere Oktave. Das klingt für meine Verhältnisse sauber. Mehr oder weniger. Findet jedenfalls der Flute rookie.
Die Unsauberkeit entsteht beim Wechsel von einem ins andere Register. Einzel angestoßene Töne gehen etwas besser, wenn ich sie legato spiele, schwingen und stören viele andere Töne mit. Verdammt.
Meine Lehrerin beruhigt mich. Es sei vollkommen normal das es Schwierigkeiten geben kann, wenn man sich mit der nächsten Lage intensiver beschäftigt. Viele Schüler erleben dies ähnlich wie ich und sie ist froh das ich da keine Ausnahme bin. Bedeutet es doch das meine Konzentration auf die obere Lage ganz aktiv ist.
In der Notenschule hangel ich mich von einer Lagenwechselübung zur nächsten. Spiele mich erst ein, mit sehr langen Tönen. Auch in den zwei Tonleitern die ich bis jetzt kann: G-dur und F-dur. Spiele dann meist alles aus dem Heft durch, bis auf die ganz nervigen oder superlangweiligen Stücke. Am Ende noch die Lagewechselübungen. Immer eine nach der anderen. Wenn die eine klappt, dann beim nächsten Üben die darauffolgende. So lange bis die sitzt und dann erst die übernächste.
Warum klappt ein Üben auf die Art beim Klavierspielen nie! nie! nie! so entspannt? (Kurzer innerlicher Verzweiflungsanfall.)
Ich kann zur Zeit keine Bücher über Flöten, Flötentechnik, Flötengeschichte oder Flötennoten ausleihen. Der Gasteig wird abgerissen und in ein paar Jahren neu aufgebaut werden. Die Gasteig Bibliothek zieht deshalb um und ich bin nicht ganz sicher ob die Musikalische Abteilung im Motorama vis-a-vis oder im HP8 landen wird.
Also gibt es grad kein zusätzliches Hintergrundwissen für mich. Wobei man schon sagen muß, das dort das Regal mit Flötenliteratur auffallend kleiner ist als das mit den Tasteninstrumenten oder der Gitarre.
Meine Altusflöte ist wunderschön. Ich muß sie immer ansehen und bewundern. Manchmal spreche ich sogar mit ihr und wünsche ihr zum Beispiel einen guten Morgen. Hoffentlich sind das noch keine Anzeichen für einen kleinen Dachschaden?
Mir gefällt es, wenn sie beim Spielen manchmal in einer besonderen Art und Weise erschauert. Das kann die Yamaha Flöte meiner Tochter nicht. Sie verhält sich starrer und unflexibler. Die Altus entwickelt dieses vibrieren wenn sie gut eingespielt ist. Meine Hände lieben es diesen Zustand zu spüren.
Noch lasse ich alle Silikonstöpsel auf den Klappen. Ich will erst vertrauter mit der Flöte werden und mich an den Klang und das Spielgefühl gewöhnen. Ich werde wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, den ersten zu entfernen. Habe natürlich schon mal alle raus genommen und versucht zu spielen. Naja. Ein paar der Klappen sind leichter mit den Fingerkuppen abzudecken als die anderen. Das kann man genau hören. Aber ich bleibe vorerst lieber defensiv. Will meine schöne, schlanke, silberne Freundin nicht mit mir überfordern. (Tolle Alliteration, gell?)
Kleine Anekdote über eine Flöte zum Ende:
Der Hirtengott Pan verliebte sich in eine schöne Baumnymphe mit Name Syrinx. Doch sie entzog sich seinem Werben und rannte vor ihm weg bis zum Flußufer des Ladon. Dort verwandelte sie sich mit Hilfe von Atremis in ein Schilfrohr. Pan schlug sich durch das Schilfrohr; konnte sie aber nicht ausfindig machen. Er schnitt die Rohre ab, verknüpfte sie mit Wachs und macht daraus eine Flöte, um auf ihr sein Liebesleid zu klagen.
Er erfand auf diese Weise die lieblich tönende Panflöte und gab ihr den Namen Syrinx.