Oktober 2021
So. Ein Stöpsel ist draußen. Das F ist nun eine echte Ringklappe. Das heißt ab jetzt: die Klappe sauber mit der Fingerkuppe abdecken.
Ich beklage die schwierigen Übungen zum Lagewechsel. Sie erfordern vollste Konzentration. Die Lippenöffnung bewirkt den Lagewechsel. Und gleichzeitig die Finger von einer Klappe zu anderen greifen. Das sind zwei unterschiedliche Abläufe die mein Kopf parallel steuern lernen muß.
Diese Übungen ergeben keine Melodie die dem Ohr gefällt. Sie sind langweiliges Töne-greifen damit der Geist die Griffverbindungen leichter organisieren kann.
Ich bekomme in der nächsten Unterrichtsstunde den wertvollen Tipp mit diesen Übungen zu beginnen, weil ich dann noch aufnahmefähiger und frischer wäre. Die Konzentration ist noch nicht ermüdet. Super Vorschlag von meiner Lehrerin. Gut das es sie gibt!
Ich zeige ihr alle Notenhefte die meine Tochter verwendet hat. Vielleicht findet sie daraus etwas Literatur für mich. Ich schätze mal die Bourrée wird noch ein wenig warten müssen.
Einige Tage lang habe ich mit einem ziemlich übermütigen Gedanken gespielt. Ich bin ein Fan von Melissa Keeling, einer amerikanischen Flötistin, Komponistin und Dozentin. Sie spielt ihre Flöte häufig mit einem Glissando Kopfstück und verfremdet das Spiel zusätzlich mit elektronischem Zubehör. Ein Buch über das Spielen mit dem Glissando Kopfstück wurde von ihr veröffentlicht. Sie unterrichtet in Kentucky an einer Universität und würde auf Grund ihrer guten Erfahrungen aus dem letzten Lockdown noch Online-Schüler annehmen. Es sei egal welchen Kenntnisstand der Schüler hat.
Ich habe ein paar Tage, wirklich sehr ernsthaft, mit dem Gedanken gespielt mich bei ihr zu bewerben. Mir gefällt es sehr wie sie die Flöte spielt und diesen elektronischen Flötenklang plus das Glissando Kopfstück finde ich auch ganz gut.
Möglicherweise hätte sie es interessant gefunden eine Schülerin aus Europa zu unterrichten, so wie ich es fantastisch gefunden hätte eine Dozentin in den USA zu haben.
Mein Mann hat mich bei dieser Idee sofort unterstützt. Das Setting und die Umgebung dafür wäre im Haus eines Softwareentwickler sicher und professionell einzurichten. Ich bräuchte nur noch eine gute Kamera.
Ich war ein paar Tage ganz aufgeregt und glücklich mit diesem Plan im Kopf.
Dann haben die negativen Gedanken überhand genommen und gewonnen. Wie würde das mit dem Zeitunterschied funktionieren? Klappt der regelmäßigen Unterricht bei meinen häufigen Abenddiensten und Wochenenddiensten? Würde sie sich vielleicht auf Unterricht alle 2/3 Wochen einlassen? Ergibt das dann überhaupt noch einen Sinn? Könnte ich dem Unterricht in englischer Sprache folgen? Wie komme ich dabei mit den technischen und musikalischen Termini klar?
In der Alltagssprache finde ich mich schon zurecht. Aber mein Englisch ist längst nicht mehr so flüssig, wie es einst vor vielen Jahren war.
Also doch kein Online-Unterricht im Haus meines Mannes. Und habe die schöne Idee erst mal begraben. Ich darf nicht vergessen, das ich noch Klavierunterricht habe und zusätzlich alle zwei/drei Wochen meinen Flötenunterricht in Präsenz. Der Unterricht mit Melissa Keeling wäre eine zusätzliche, aber ziemlich schöne, Verrücktheit gewesen.
Nun habe ich mich aber immerhin offiziell als Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Flöte e.V. registrieren lassen. Ich bekomme viermal im Jahr ein Magazin mit themenrelevanten Artikel zugeschickt und hätte noch ein paar Vorteile, die ich jetzt grad aber vergessen habe. Ist ja alles mit Corona zur Zeit ein wenig sonderbar.
In den Heften gibt es ein paar Seiten die sich speziell an Kinder und Teenager wendet, da bin ich genau richtig mit meinem derzeitigen Kenntnisstand. Analysen von technischen Schwierigkeiten werden darin abgedruckt, ungewöhnliche Kompositionen vorgestellt. Es gibt auch einen Instrumentenmarkt. Ich lerne Namen von Flötisten und Komponisten kennen, die sich ganz besonders der Flöte angenommen haben. Termine von Flötenevents auf der ganzen Welt werden angekündigt, wenn sie nicht kurzfristig wegen der Pandemie wieder abgesagt werden müssen.
Mal schauen ob ich auf Dauer mit den Magazinen etwas anfangen kann, sie sind ein wenig bieder aufgemacht.