Schrille Töne

 

Januar 2022

Oh. Der erste Monat in diesem Jahr hat es meiner Altusflöte und mir nicht leicht gemacht. Aber erst mal was grundsätzliches: Wenn so ein schönes Instrument in einem gut sortierten Geschäft erworben wird, gibt es meist ein nettes „Dazugebsel“ als Geschenk. In meinem Fall war es ein „Pouch Head and Body Swab“. Hört sich toll an, nicht wahr? Das ist ein runder Adapter der auf den Wischstab aufgesetzt werden kann, darüber zieht man eine Mikrofaserhülle. Damit wischt man das Kondensat innen im Kopfstück sehr viel gründlicher und rückstandsfrei aus.

Januar2022b

Mit einem normalen Wischerstab und einer Gaze kann man mit der Zeit sehr leicht auf der Innenseite der Krone beim Trocknen eine kreisrunde Gravur hinein fräsen. So deutlich zu erkennen bei der Flöte meiner Tochter und da war ich mehr oder weniger alleine schuld dran. In 90 % aller Fälle habe ich das gute Stück getrocknet und poliert. Keine Ahnung warum das Kind das nie selber machen hat wollen?!

Im Preis inkludiert ist ebenfalls eine Überprüfung und Regulation der Flöte nach ca. 6 bis 8 Monaten Gebrauch. Habe also Anfang des Monats die Flöte in den Laden gebracht. Schweren Herzens dagelassen, ist mir nicht so leicht gefallen. Hab sie inzwischen schon recht lieb gewonnen.
Die Umstellung daheim auf die Yamahaflöte meiner Tochter ist mir erstaunlich schwer gefallen. Habe dann doch lieber meine Übungszeit investiert um Klavier zu spielen.

Eine Woche später wollte und sollte ich sie wieder abholen. Halben Schock erlitten als die Flöte zuerst nicht auffindbar war. Die Mitarbeiter vermuteten sie wäre noch gar nicht fertig überholt. Aber nach intensiver Suche tauchte meine Flöte dann doch wieder auf.
Im Bericht stand das nichts gravierendes zu beanstanden gewesen wäre. Diese eine Schraube an der H/B-Klappe, die sich gerne lockert, müßte man nicht fixieren, sondern selber immer wieder mal rein drehen.

Ich mache weiter in meinem Übungsprogramm. Übe den Wechsel in die obere Oktave und den Ansatz. Doch ach! Es wurde Tag für Tag immer schlechter. Habe an manchen Tagen nur schrille und manchmal gar keine Töne rausbekommen. Ich war ziemlich geknickt und habe angefangen sehr an mir zu zweifeln. Ende des Monats gab es endlich wieder eine Unterrichtsstunde. Meine Lehrerin mußte für mich die Flöte austesten, weil ich nicht sicher war ob ich oder die Flöte an dem Gekiekse schuld ist. Sie sagt das H, das A und das G wäre nur schlecht zu spielen. Das mit dem G war mir tatsächlich auch schon aufgefallen.

Also die Flöte nochmal in das Geschäft zurückgebracht. Die Beraterin aus der Bläserabteilung hat gottseidank überhaupt nichts mehr aus dem Instrument herausgebracht. Da war ich dann doch ein bisschen erleichtert. Denn ich habe mir schon überlegt, was mache ich, wenn sie hineinbläst und es gibt keinerlei Probleme? Da stehe ich dann schön blöd da.
Nun eine weitere Woche für mich ohne die Flöte. Bevor ich an der Yamaha üben muß, übe ich lieber gar nicht. Habe aber so ganz latent diese ganze Woche über ein bisschen schlechte Laune.

Sehr süß: die Dame aus dem Geschäft ruft an um mir mitzuteilen: Ihr „Flötchen“ ist wieder kuriert. Ich glaube sie mag Flöten wirklich sehr gerne. Es hätte sich eine weitere Schraube gelöst. Man sieht sie kaum, ich muß die Flöte hin- und herdrehen um sie wieder zu finden. Diese spezielle wurde jetzt aber doch vom Flötenbauer fixiert.

Welch eine Freude, mein Flötchen funktioniert wieder. Ich komme ohne Probleme durch alle Töne die ich bisher gelernt habe. Wenn sie sich nicht gut anhören dann liegt es immer an mir und das ist nach meinem Erlebnis mit der lockeren Schraube dann doch wieder ein gutes Gefühl. Bin wieder in meiner Mitte angelangt.

Dazu gibt es einen schönen Gedanken von Daniel Barenboim, dem Pianisten. Er sagt: "Musik bedeutet Gleichgewicht. Denn Musik ist alles zugleich: Kopf, Herz, Bauch, Denken, Fühlen und Sinnlichkeit".