März 2022
Die Unglücksfälle reißen nicht ab! Meine Flöte und ich haben unvermutet fliegen gelernt.
Der Reihe nach. Ich nehme die Flöte oft mit nach draußen und übe gern in der freien Natur. Einmal hatte mein Mann Lust mich zu begleiten und unser Ziel war eine Eiche an einer großen Wiese kurz vor Gräfelfing. Darunter steht eine provisorische Bank: ein simples Brett auf zwei abgesägten Baumstümpfe. Ich kenne die Bank gut, war ja dort schon öfters. Und weiß deshalb auch, daß das Brett nur aufgelegt ist. Mein Mann wußte das nicht. Wir sitzen gemütlich im Sonnenschein auf der Bank. Ich flöte konzentriert so vor mich hin, hatte keine Noten dabei. Ging erstaunlich gut, meine Finger konnten viele Teile aus meinen Übungsprogramm auswendig abrufen.
Unglücklicherweise werde ich nicht informiert als meine Begleitung aufstehen wollte. Natürlich bekomme ich auf dem Brett Übergewicht und falle mit ihm zu Boden. Meine arme Flöte flog wie von einem Katapult losgelöst durch die Luft. Aaahhhrgh! Wahrlich kein schöner Anblick, wie aus einem Slapstickfilm und mein Herz ist vor Schreck fast stehen geblieben.
Auch wenn sie in der weichen Wiese gelandet ist, hat sich beim Aufprall der Ring am Fußteil gelöst der die Brücke mit dem C verbindet. Der Ring war ca einen halben Zentimeter raus gerutscht und die Dis-Klappe ist somit immer hängengeblieben.
Mit der unfreiwilligen Verlängerung hat das Fußteil nun auch nicht mehr in die Schachtel hineingepasst. Auf dem Heimweg mußte ich es zum Schutz in meinen Schal einwickeln.
Zuhause hat mein Mann, der auch ein geschickter Handwerker sein kann, eine Vorrichtung entwickelt mit der er sanft und behutsam immer mehr Druck auf das Fußteil ausgeübt hat, um beide Teile wieder zusammenzufügen. Ein wenig schlechtes Gewissen, (weil Ursache des Vorfalls) hat seine Kreativität beflügelt. Aber bei dieser Manipulation mußte ich das Zimmer verlassen, ich konnte nicht zuschauen.
Sie hat nach dem Eingriff erst ein paar Tage gehalten, dann rutschte der Ring wieder raus und die Klappe hing fest. Noch einmal die gleiche Operation. Beim dritten Mal war ich schon abgebrüht und hab den Ring beherzt einfach selber wieder rein geschoben. Zur Zeit scheint es zu halten.
Habe das Missgeschick auf meinem Instagram Account geteilt und sehr liebe und tröstende Worte erhalten. Auch ein sehr sympathischer Flötenbauer hat reagiert und mir Sprachnachrichten geschickt. Ich kannte ihn und seine Kontaktdaten aus dem vierteljährlichem Heft der deutschen Flötengesellschaft. Sollte es wieder Probleme geben, werde ich die Flöte wahrscheinlich zu ihm schicken.
Das ich mir nun keine Sorgen mehr um zusätzliche Kratzer machen muss, hat sich so en passant ergeben. Die Flöte hat jetzt durch den Fall etliche weitere und verglichen mit dem Hängebleiben einer Klappe ist das wirklich nur eine lächerliche optische Beeinträchtigung. Ähnlich wie ein Blechschaden beim Auto, ist ja eigentlich auch völlig egal.
Ich trage inzwischen auch Veränderungen an Gesicht und Leib mit mir, und so passt meine Flöte nun noch etwas besser zu mir.