Dezember 2022
Nun ist dieses Jahr auch zu Ende gegangen. Ich muß zu meiner Bekümmernis eingestehen, das es musikalisch wenig Progression gegeben hat.
Ich habe den Klavieruntericht an der Neuen Jazzschool München beendet. Ich bin inhaltlich und praktisch keinen Schritt mehr voran gekommen. Mein Pianodozent musste mich irgendwann als hoffnungslosen Fall aufgeben.
Trotzdem möchte ich gern den klassischen Klavierunterricht weiter fortführen. Ich bewahre mir die leise Hoffnung, das es in der klassischen Richtung noch weiter gehen könnte.
An der Flöte hatte ich selten Unterricht. Das ist in erster Linie auf meine eingeschränkte Freizeit zurück zu führen. Die Flötenlehrerin ist zusätzlich noch im Studium und hatte auch nicht immer Zeit, wenn es dann mal bei mir geklappt hätte.
Das ist schade, denn die Stunde, so sie stattfand, war immer motivierend.
Eine gewisse Kraftlosigkeit läßt mich diese Indifferenz, zwischen Lernen und Nichtlernen, gut aushalten. Vielleicht liegt es an den Arbeitsverhältnissen in der Pflege, die weiterhin angespannt sind? Eine Rückenproblematik kam im Sommer erschwerend dazu. Oder wegen der Coronainfektion, die viele Monate mit einem starken Geschmacksverlust einher ging? In der Familie gibt es seit langem zwei belastende Situationen, die viel emotionale Energie verschlingen. Alles mögliche Hindernisse oder auch Ausreden, um sich nicht zu intensiv mit der Musik zu beschäftigen?
Auf der Plus-Seite in meinem Leben steht allerdings ein Umzug zurück ins eheliche Haus. Dieses Haus wird nun von zwei jungen Katzen kontrolliert. Sie bereichern unseren Alltag mit ihrer Unabhängigkeit und Bewegungsdrang. Es gibt kaum etwas Schöneres als zu beobachten wie sie sich unser Umfeld erobert haben. Und inzwischen haben sich aus den winzigen Fellbällchen schöne, elegante und unabhängige Wesen entwickelt. Dementsprechend sind wir natürlich zu ergebenen Dienstboten für die beiden geworden.
Die Klavier- und Flötentöne mag die größere von den beiden gar nicht. Sie will abhauen, wenn sie sieht, das ich die Flöte zusammen baue. Ich lasse sie noch die Flöte beschnüffeln, doch starte ich erst mit dem Üben, wenn sie den Raum verlassen hat.
Die kleinere läßt sich nicht vom Üben stören, sie rollt sich oft in einer Ecke zusammen und hält ganz gechilled ein Schläfchen.
Ich habe mir im Haus ein schönes Musikzimmer eingerichtet. Mein elektronisches Klavier hat einen guten Platz gefunden. Ein warmer, bunter Teppich liegt vor ihm und das Weiß vom Klavier unterstreicht seine kräftigen Farben. Oder betont der Teppich das strahlende Weiß vom Klavier???
Es gibt ein Regal mit viiiel zu viel Notenliteratur. Ich bin ein wenig gefährdet was Notenhefte anbetrifft. Wenn ich im Musikantiquariat stöbere, finde ich leider immer etwas, was mich für eines meiner beiden Instrumente interessiert.
Die Realität ist: das meiste davon werde ich niemals spielen können. Aber ich bewundere meinen Optimismus, das ich mir den einen oder anderen Inhalt ernsthaft mal zugetraut habe.
In einem Eckschrank aus der Gründerzeit lagere ich meine zwei Flöten, einen klappbaren Notenständer oder das Material aus meinen Chorwochen. Da bin ich ein wenig sentimental, ich kann mich nicht davon trennen. Es ist eine zu schöne Erinnerung an dem intensivem Eintauchen in Musik, an kostbaren menschlichen Begegnungen und am inneren Wachsen durch das Kennenlernen der wunderschönen Werke.
Es gibt in dem Schrank eine Art Kabinett, mit fünf Fächern, dort bewahre ich flöten-relevante Dinge auf. Von Putz- und Poliertüchern angefangen, Wischern, Papierstreifen, die die Polster trocknen oder bepudern damit sie nicht schmatzen. Bis hin zu kleineren Tools, die nützlich sind, wenn sich ein Draht oder eine Schraube an der Flöte gelockert haben.
Auch die viel studierten Papierkataloge über die verschiedenen Flötenhersteller, ich mag sie noch nicht wegwerfen. Sie sind für die heutige digitale Zeit geradezu ein Anachronismus, weil sie nicht mehr produziert werden.
Mitten in diesem Ensemble steht mein sehr stabiler Notenständer, auch als "Orchesternotenpult" bezeichnet. Er ist schon fast ein Möbelstück. Die Notenhefte werden auf dunklem Holz abgestellt. Unter dieser Ablage gibt es, und das ist sehr zweckdienlich, ein extra Fach, darin kann die Flöte kurz hinein gelegt werden. Beim Ablegen hat das Metall der Flöte aber Kratzer auf dem Holz gemacht. Deshalb wurde aus Filz und Stoff schnell eine Polsterung gefertigt, in dieses extra Fach geklebt und, voila, nun liegt dort das Instrument äußerst bequem, ohne das Flöte oder Holz zerschrammt wird.
Ich habe nachträglich ein kleines extra Ablagebrett bestellt, das am tragfähigen Metallfuß befestigt wird. Darauf können Stifte, Radierer, Klipse zum fixieren der Seiten in den Notenheften, Wischer, ect. gelegt werden. Das ist superpraktisch.
Ganz unten am Fuß ist seit neuesten ein Haltewinkel mit einem Flötenkegel angeschraubt. Auf diesem Instrumentenhalter kann ich die Flöte auch mal senkrecht parken. Dadurch läuft die Kondensflüssigkeit, die beim Spielen entsteht, schneller aus der Flöte ab, als wenn sie waagrecht liegen würde.
Last but least, am oberen Rand der Platte vom Notenständer habe ich eine flexible Notenpultleuchte mit Schwanenhals angeklemmt. Diese Lampe ist für einen alternden Menschen mit schwindendem Augenlicht wie mich, ein Segen. Sie wird über ein Netzteil wieder aufgeladen und dadurch stört kein Stromkabel.
Liebe Leser, ihr seht, ich liebe solche durchdachten und praktischen Dinge sehr.
Ich übe so vor mich hin, komme sehr langsam ein kleines bisschen weiter, allerdings ohne Garantie auf Richtigkeit. Die notwendige Korrektur fehlt, aber das ist halt einfach zur Zeit so.
Für das nächste Jahr habe ich mir fest vorgenommen nach weiteren Impulsen zu suchen.